Header Gemeinde Edelsfeld

Weißtanne Abies alba

Die Weißtanne (Tanne) ist eine typische Charakterbaumart des montanen Bergmischwaldes und Mischbaumart in vielen Waldgesellschaften. Ursprünglich in Süddeutschland weit verbreitet, ist sie in den letzten Jahrhunderten aus verschieden Gründen stark zurückgegangen. Für die Weißtanne als Baum des Gebirges ist die Prognose im Klimawandel unterschiedlich. Eng an hohe Niederschläge gebunden wird sie im wärmegetönten Nordwesten Bayerns Probleme bekommen. Auf geeigneten Standorten kann sie als Mischbaumart eine risikoarme Alternative zur anfälligeren Fichte sein. Sie ist durchaus auch wirtschaftlich eine Alternative zur Fichte. Der Tannenanbau fordert allerdings andere waldbauliche Strategien.

Verbreitung

Verbreitung

Das natürliche Verbreitungsgebiet der Weißtanne beschränkt sich auf Gebirgsräume des südlichen Westeuropas, des südlichen Mitteleuropas und Südosteuropas. Ihre nördliche Verbreitungsgrenze verläuft im Thüringer Wald, im Frankenwald und im Erzgebirge. Man geht davon aus, dass die spät eingesetzte nacheiszeitliche Rückwanderung der Tanne noch nicht abgeschlossen war, als ihre Verbreitung bereits anthro pogen beeinfl usst wurde. Die Höhengrenze in den Bayerischen Alpen beträgt ca. 1.800 m ü. NN und im Wallis fast 2.000 m.

Die Tanne ist mit 55.000 ha an den Wäldern Bayerns beteiligt. Das sind etwas mehr als 2 %. Sie besiedelt bevorzugt die mittleren und oberen Berg waldstufen der Mittelgebirge und die Alpen. Ihr Schwerpunkt liegt in den Bayerischen Alpen, im Bayerischen Wald, im Alpenvorland sowie im Tertiären Hügelland.

Quelle: Caudullo et al. (2017)

Arteigenschaften

Arteigenschaften

Ihre Fähigkeit, in der Jugend sehr viel (noch mehr als Buche) Schatten zu ertragen und im Alter viel Schatten zu werfen, macht sie zu einer konkurrenzstarken Baumart. Die Tanne ist durch Frosttrocknis und auf Freiflächen durch Spätfröste gefährdet.

Klima

Klima

Die Tanne bevorzugt gemäßigte, feuchte, ozeanische bis subkontinentale Klimaverhältnisse. Sie meidet das trocken-warme Klima des Flachlandes. Optimale Wuchsbedingungen findet sie auf feuchten Böden in luftfeuchten, sommerkühlen, wenig frostgefährdeten Lagen mit mindestens drei Monaten Vegetationszeit. Sehr warme und sehr kalte Regionen (Januartemperaturen von weniger als –3 °C) mit geringen Jahresniederschlägen (Sommerniederschläge Juni – August unter 200 mm) meidet sie.

Beinahe die ganze Klimaregion Bayerns liegt heute im Weißtannen-Optimum. Bei einer weiteren Temperaturerhöhung werden die dann zu warmen Regionen Bayerns jedoch ungeeignet für die Weißtanne.

Wasser und Boden

Wasser und Boden

Die Tanne hat einen hohen Wasserbedarf während der Vegetationsperiode. Standorte mit schlechter Wasserversorgung werden gemieden. Die Tanne ist eine der wenigen Baumarten, die an stau- und grundwasserbeeinflussten Standorten gut zurechtkommt und stabile Bestände bilden kann.

Die Tanne ist anspruchslos hinsichtlich der Nährstoffversorgung. Diese spielt bei ausreichender Wasserverfügbarkeit keine große Rolle. Ihr Wurzelwerk ist so kräftig, dass es auch in schwerste Tonböden und Böden mit Staunässe oder Grundwasser eindringen kann. Das tiefreichende Wurzelsystem gilt als Nährstoffpumpe und macht die Baumart sturmfest. Die relativ schnell abbaubare Streu trägt zur Bodenverbesserung bei.

Optimales Wachstum zeigt sie auf tiefgründigen, nachhaltig frischen Braunerden unterschiedlicher Basensättigung. Die meisten Tannenstandorte sind gleichzeitig auch Buchenstandorte. Die Tanne kann sich dort durchsetzen, wo die Kontinentalität zunimmt und die Durchwurzelbarkeit und Standfestigkeit der Konkurrenten abnimmt. Gegen Konkurrenzvegetation ist sie mit ihrem kräftigen Leittrieb und durch die Schatten ertragenden Nadeln nicht besonders empfindlich.

Anbaurisiko

Anbaurisiko

Für die Tanne ist die Prognose im Klimawandel unterschiedlich. Sie hat gegenwärtig ein geringes Risiko mit Einschränkungen in den trockensten und wärmsten Gebieten Bayerns, wie z. B. der Fränkischen Platte. Im Klimawandel steigt das Anbaurisiko besonders stark in den wärmegetönten Regionen Nordwestbayerns. In den kühleren und feuchten Lagen der Mittelgebirge, im Voralpenland und den Alpen werden der Weißtanne jedoch sehr gute Prognosen ausgestellt. Im Flach- und Hügelland und in den tieferen Lagen der Mittelgebirge hat die Weißtanne in Zukunft ein erhöhtes bis hohes Risiko. Dennoch kann sie als Mischbaumart weiterhin am Bestandsaufbau beteiligt werden.

Quelle: BaSIS, Bayerisches Waldinformationssystem (BayWIS)

Leistung

Leistung

Bei entsprechender waldbaulicher Behandlung ist die Tanne zu hohen Zuwachsleistungen fähig, jedoch nur als Mischbaumart – im Idealfall mit Fichte und Buche im Bergmischwald.

Holzverwendung

Holzverwendung

Das Holz der Tanne hat hervorragende Eigenschaften und bietet sich vergleichbar der Fichte für vielseitige Verwendungen an.

Holzeigenschaften:

Mit einer mittleren Rohdichte von 450 kg /m³ gehört das helle Tannenholz – wie das der Fichte – zu den leichten bis mittelschweren Hölzern. Unbehandelt ist es wenig dauerhaft und nur mäßig witterungsfest.

Verarbeitbarkeit:

Es lässt sich gut bearbeiten, leicht schälen und neigt wenig zum Reißen und Werfen.

Einsatzbereiche:

Aufgrund seiner technischen Eigenschaften ist es ein ausgezeichnetes Bau- und Konstruktionsholz und wird beispielsweise im Erd- und Wasserbau eingesetzt. Eine weitere Besonderheit ist seine hohe Widerstandskraft gegenüber Säuren und Basen, weshalb es früher in der chemischen Industrie zum Einsatz kam. Da es absolut harzfrei ist, eignet sich Tannenholz besonders für den Innenausbau wie Möbel, Fenster, Türen und Böden. Es dunkelt wenig nach und lässt sich leicht mit anderen Hölzern und Baustoffen wie Stein, Beton, Stahl und Glas kombinieren. Zu beachten ist, dass Tanne und Fichte getrennt getrocknet werden sollten, zumal bei vorkommendem Nasskern der Tanne. Entscheidend für den Erfolg von Tannenholz am Markt ist eine eigenständige Vermarktung.

Waldschutz

Waldschutz

Die Tanne zeigt bereits unter den heutigen Klimabedingungen eine erhöhte Anfälligkeit gegenüber verschiedensten Schadorganismen. Die Zunahme der halbparasitischen Tannenmistel an Alttannen führt zu einer Vitalitätsschwäche. In deren Folge kommt es zu Schäden durch rindenbrütende Borkenkäferarten (v. a. Kleiner Tannenborkenkäfer und Krummzähniger Tannenborkenkäfer). Häufig treten verschiedene Arten gleichzeitig auf. Entsprechend ihrer Einnischung über die Rindendicke können Borkenkäferschäden in allen Altersklassen beobachtet werden. Eine weitere rindenbrütende Art ist der Tannenrüssler, der vornehmlich als Folgeschädling im Zusammenhang mit dem »Tannensterben« in Erscheinung tritt. Das »Tannensterben« ist ein durch Verschmutzung der Luft (v. a. Problem der Emissionsbelastung in den 1980er Jahren) und /oder an Trieben und Nadeln saugenden Schädlingen verursachtes, periodisch auftretendes Absterben von Weißtannen. Bei Letzterem handelt es sich um eine Komplexerkrankung, die sich aus einem Stammlausbefall und dem anschließenden Pilzbefall entwickelt. Dies führt zum Absterben der befallenen Tannen. In Jung beständen tritt mit der Tannentrieblaus eine invasive Art auf, deren Befall zu Wuchsdeformationen (Triebsterben) bis hin zum Absterben befallener Bäume führen kann. Jungpflanzen reagieren empfindlich auf Spätfrostschäden. Altbäume sind anfällig für Hallimasch-Befall. Starke Verbissschäden treten bei überhöhten Schalenwildbeständen auf.

Artenvielfalt

Artenvielfalt

Die Tanne ist eine Hauptbaumart der buchenreichen Bergmischwälder. Darüber hinaus hat sie natürliche Dominanz, wo Vitalität und Konkurrenzkraft der Buche herabgesetzt sind. Dies ist insbesondere auf verdichteten und vernässten Böden der Fall. Als natürliche Mischbaumart bietet die Tanne für viele Arten einen Lebensraum, die eine Nadelbaumbeteiligung bevorzugen. Die Vogelartengemeinschaft in Tannenwäldern unterscheidet sich daher nicht wesentlich von der in Fichtenwäldern. Aufgrund ihrer Langlebigkeit sind alte Tannen Habitat und Lebensraum für zahlreiche Totholz- und Höhlenbewohner. In kühl-feuchten Lagen ist ihre relativ basenreiche Rinde häufi g ein wichtigstes Wuchssubtrat für anspruchsvolle Flechtenarten. Die Tanne beherbergt weniger auf sie spezialisierte Insekten arten als Kiefer und Fichte. Etliche Schmetterlinge (z. B. Tannen-Glasfl ügler), Hautfl ügler und Käferarten haben sich auf die Tanne als Habitatbaum spezialisiert. Als Mykorrhiza-partner treten absolute Tannenspezialisten wie der Zitronengelbe Grubige Weißtannenmilchling, der Weißtannen-Risspilz oder der Weißtannen-Rötling auf.

Bild: Weißtannen-Risspilz

Waldbau

Waldbau

Schattenertragend, stabil, auch auf schweren Böden.

Verjüngung:

Naturverjüngung, Saat oder Pflanzung unter lichtem Altholzschirm. Auf Freiflächen nur mit Seitenschutz, am Hang mit Kaltluftabfluss oder unter lockerem Vorwald.

Pflege:

Punktuelle Pflege von 100 – 150 Optionen einschließlich Mischbaumarten (Abstand 8 – 10 m). Dichtschluss vermeiden.

Durchforstung:

Kronenumlichtung an 100 – 150 Z-Bäumen durch Entnahme der stärksten Bedränger. HD-Wert möglichst < 80, Kronenlänge > 50 %. Begutachtung der Z-Bäume alle 5 Jahre und gegebenenfalls Eingriffe.