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Küstentanne Abies grandis

Ursprünglich aus dem Nordwesten Amerikas stammend, existieren in Europa und Bayern bereits Anbauerfahrungen mit der Küstentanne auf größerer Fläche.
Aufgrund verschiedener Provenienzen ist die Baumart für viele Regionen in Bayern geeignet. Im Klimawandel kann diese Baumart an Bedeutung insbesondere in Nordostbayern sowie im Alpenraum gewinnen. In ihrer Heimat fast immer in Mischbeständen vorkommend, ist sie gut in bestehende Ökosysteme integrierbar, mäßig konkurrenzstark und gilt als nicht invasiv. Sie kann gute Volumenleistungen erbringen, für gute Holzqualitäten sind allerdings geeignete Standorte und waldbauliche Eingriffe erforderlich.

Verbreitung

Verbreitung

Die Küstentanne hat ihr natürliches Verbreitungsgebiet im Nordwesten Amerikas. Dabei ist sie sowohl in Tälern als auch in höheren Lagen anzutreffen. Es lassen sich zwei größere Verbreitungsareale ausweisen, eines entlang der Pazifikküste und der Kaskaden, sowie eines innerhalb der Rocky Mountains mit einem Schwerpunkt in Idaho. Beide Areale liegen vollständig im größeren Verbreitungsgebiet der Douglasie.

In den niederschlagsreichen Küstenregionen von Washington und British Columbia wächst die Küstentanne von Meereshöhe bis auf rund 350 m. In den Kaskaden kommt sie von 500 bis 1.500 m in Kalifornien, in den Blue Mountains Oregons bis auf 1.800 m vor.
In Europa wird die Küstentanne in größerem Umfang im ozeanischen Klimabereich, vor allem in Großbritannien und Frankreich angebaut. Anbauschwerpunkte in Deutschland liegen in Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz. In Bayern finden sich circa 1.400 ha Anbauten der Küstentanne vor allem in Niederbayern, Mittelfranken und in Schwaben.

Innerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebiets sind zwei Formen beschrieben, die sich ähnlich der Douglasie in eine grüne Küstenform und eine graue Inlandsform unterteilen. Anhand von Provenienzversuchen wurden bisher Herkünfte von der Olympic-Halbinsel, der Puget-Senke, dem Kaskadenwesthang und Vancouver Island als in Deutschland anbauwürdig empfohlen. Die Küstentanne bildet Hybriden mit verschiedenen amerikanischen und asiatischen Tannenarten.

Quelle: Thurm et al. (2018)

Arteigenschaften

Arteigenschaften

Die grüne Küstenform toleriert Winterkälte und ist weniger anfällig gegen Spätfrost als die Weißtanne. Die Küstentanne ist etwas weniger empfindlich gegenüber Trockenheit als die Weißtanne.

Klima

Klima

Ähnlich wie die Douglasie bevorzugt die Küstentanne in ihrem europäischen Hauptverbreitungsgebiet ozeanisch wintermildes Klima, mäßig warme Sommer und lange Vegetationszeiten. Die Winterkältetoleranz ist in den derzeitigen Anbaugebieten ausreichend, der kalt-feuchte Bereich der Bayerischen Alpen wird von der Küstentanne gegenwärtig nicht besetzt. Wie bei der Douglasie sind Früh- und Spätfröste insbesondere bei Jungpflanzen kritisch zu betrachten, im Allgemeinen treibt die Küstentanne aber eher spät aus.

Im Klimawandel steigt die Übereinstimmung zwischen der Klimahülle und dem künftigen Klima in Bayern insbesondere bei einer nur moderarten Erwärmung. Eine Erhöhung der Wintertemperaturen kommt der Küstentanne entgegen, eine Zunahme der Sommertrockenheit beeinträchtigt den Küstentannenanbau, Herkünfte aus südlicheren oder höheren Regionen ertragen mehr Sommertrockenheit.

Wasser und Boden

Wasser und Boden

Die Küstentanne kommt mit Wasserüberschuss im Boden zurecht. Sie toleriert stau- und grundwasserbeeinflusste Standorte sowie kurzzeitige Überflutungen. Auf ärmeren, trockeneren Sandböden gedeiht die Küstentanne besser als die Douglasie.

Die Küstentanne wächst sowohl auf extrem basenreichen als auch auf sauren Standorten, bevorzugt aber im Mittel leicht basenreiche bis leicht saure Böden. Sie gedeiht auf Granit, Gneis und basenarmen Schlufflehmen. Freier Kalk im Oberboden wird toleriert, erhöht aber die Anfälligkeit für Hallimasch. Sie ist daher nicht geeignet für Humuskarbonatböden, flachgründige Kalkverwitterungslehme und Tonmergel.

Ihre Pfahlwurzel kann gute Böden ähnlich tief erschließen wie die Weißtanne. Für strenge Tone ist sie aber nicht geeignet. Die Tiefendurchwurzelung der Küstentanne auf wechselfeuchten, von Grundwasser beeinflussten oder verdichteten Böden wird zwischen der von Fichte und Tanne gesehen. Auf solchen Standorten besteht erhöhte Windwurfgefahr.
Der Streuabbau ist ähnlich wie bei Weißtanne und besser als bei Douglasie. Die Küstentanne gilt daher als bodenpfleglich.

Anbaurisiko

Anbaurisiko

Das Anbaurisiko der Küstentanne ist in Bayern derzeit überwiegend gering. Lediglich in den besonders sommerwarmen und trockenen Niederungen ist es hoch. Die steigenden Temperaturen im Sommer weiten diese Regionen in der Zukunft aus und erhöhen das prognostizierte Anbaurisiko in der Untermainebene, auf der Fränkische Platte, auf der Keuperabdachung, am Oberpfälzer Jurarand und in der Donauniederung.

Die steigenden Wintertemperaturen verbessern die Anbaubedingungen in den derzeit noch kühlen und feuchten Teilen der nordöstlichen Grenzgebirge und in Südbayern.

Quelle: BaSIS, Bayerisches Waldinformationssystem (BayWIS)

Leistung

Leistung

Die Wachstumsgänge der Küstentanne sind denen der Weißtanne auf vergleichbaren Standorten im grundsätzlichen Verlauf ähnlich, allerdings ist sie in der Jugend raschwüchsiger und erreicht auf besten Standorten Höhenzuwächse von bis zu 90 cm im Jahr. Die erreichbaren Endbaumhöhen liegen nach bisherigen Anbauerfahrungen in vergleichbaren Größenordnungen zur Weißtanne. Im Vergleich zur Douglasie weist sie allerdings deutlich niedrigere Volumenleistungen pro Flächeneinheit auf.

Holzverwendung

Holzverwendung

Bisher findet das Holz der Küstentanne bei uns wenig Verwendung, obwohl ihre Holzeigenschaften denen der Weißtanne ähnlich sind.

Holzeigenschaften:

Das helle Holz ist weich und harzfrei, Splint- und Kern lassen sich kaum unterscheiden. Es ist weniger biege- und druckfest als das Holz der Weißtanne, dafür quillt und schwindet es weniger. Die mittlere Rohdichte beträgt etwa 430 kg /m³, das Holz ist wenig dauerhaft.

Verarbeitbarkeit:

Es lässt sich gut bearbeiten und verleimen, weshalb das Holz auch für hochwertige Holzwerkstoffe ge eignet ist. Das Kernholz ist schwer imprägnierbar, die Trocknung ist schwierig.

Einsatzbereiche:

Jahrringbreiten entscheiden bei der Küstentanne über die Verwendung. Hölzer mit Jahrringbreiten > 5 mm werden vor allem für die Papierherstellung genutzt. Stämme mit engen Jahr ringen (< 5 mm) sind als Konstruktionsholz für den nicht tragenden Innenausbau geeignet, hohe Qualitäten für Furnierholz. Aufgrund ihres raschen Wachstums sind Klanghölzer wie bei der Weißtanne nicht zu erwarten. Junge Bäume finden als Christbäume Verwendung, Zweige als Schmuckreisig.

Waldschutz

Waldschutz

Die Küstentanne ist anfällig gegen verschiedene Stamm- und Wurzelfäuleerreger. Besonders bedeutsam ist der Hallimasch. Dieser kann in forstlichen Kulturen und selbst noch in Altbeständen zu erheblichen Ausfällen führen, vor allem wenn dieser durch einen hohen pH-Wert des Bodens sowie die vorherige Bestockung mit Laubhölzern begünstigt wird. Eine Anfälligkeit gegenüber der Tannenschütte ist vorhanden.

Die Tannenstammlaus ist für die Küstentanne ein gefährlicher Schädling, auch da sie neben Neonectria ein Auslöser der Komplexkrankheit Tannen-Rindennekrose ist. Als bedeutsames Schadinsekt kann an Jungpflanzen der Große Braune Rüsselkäfer empfindliche Schäden verursachen. Tannenborkenkäfer, insbesondere der Krummzähnige und Mittlere, treten an älteren Bäumen auf. Junge Küstentannen werden zwar vom Rehwild wenig verbissen, jedoch stark verfegt. Ein Befall durch die Tannenmistel ist möglich.

Artenvielfalt

Artenvielfalt

Bei Untersuchungen in Mitteleuropa konnten in Beständen mit Küstentanne insgesamt fünf Moosarten, darunter ein Lebermoos, über 40 Pilzarten und 110 Wirbellose, überwiegend Horn- und Raubmilben, Springschwänze, Läuse, Zikaden sowie Käfer nachgewiesen werden. Das Totholz der Küstentanne bietet einer Vielzahl von totholzbewohnenden Insekten und Pilzen Lebensraum, weshalb der verbleibende Holzkörper der Küstentanne schnell abgebaut wird.

Die Küstentanne ist nicht invasiv, es sind keine negativen Auswirkungen auf heimische Waldökosysteme zu erwarten. In Mischung mit Rotbuche, Weißtanne, Europäischer Lärche, oder Winterlinde lässt sie sich gut in unsere Wälder integrieren. Mit unserer heimischen Weißtanne hybridisiert die Küstentanne nicht.

Bild: Dreilappiges Peitschenmoos, Lebermoos

Waldbau

Waldbau

Schattenertragend, spätfrostgefährdet, schnellwachsend. Jahrringbreite entscheidend für Holzverwendung.

Verjüngung:

Naturverjüngung, Pflanzung oder Saat unter lichtem Altholzschirm. Auf Freiflächen nur mit Seitenschutz, am Hang mit Kaltluftabfluss oder unter lockerem Vorwald. Beteiligung von Mischbaumarten sinnvoll. Küstenform (»grüne Herkunft«) erzielt beste Qualität und Leistung.

Pflege:

Sicherung von 100 – 150 Optionen einschließlich Mischbaumarten (Abstand 8 – 10 m).

Durchforstung:

Bei Erreichen der grünastfreien Schaftlänge von 6 – 8 m oder BHD 14 cm Kronenumlichtung an 100 – 150 Z-Bäumen. Falls sägefähiges Stammholz produziert werden soll: Zur Vermeidung übermäßiger Jahrringbreiten Entnahme nur des stärksten Bedrängers aber häufigere Wiederkehr nach max. 5 Jahren zur Begutachtung und weiteren Förderung der Z-Stämme. Ziel: HD-Wert möglichst < 80, Kronenlänge > 50 %. Totasterhalter. Ggf. Wertastung.