Diese aus Nordamerika stammende Baumart ist durch Anbau in Europa und Deutschland bereits seit über 250 Jahren erprobt. In ihrer Wuchsdynamik und waldbaulichen Behandlung ist sie eher mit dem Bergahorn als mit Stiel- und Traubeneiche vergleichbar. Bisher hat die Art weniger Waldschutzprobleme als die heimischen Eichenarten. Die Roteiche ist für den Waldumbau in nadelholzdominierten Beständen auf armen Sanden oder zur Risikostreuung in Mischung mit Buche interessant. Die Roteiche stellt auch in den trocken-warmen Gebieten Bayerns zukünftig eine risikoarme Option dar. Ihre Prognose im Klimawandel ist bei einer moderaten Erwärmung positiv.
Das natürliche Verbreitungsgebiet der Roteiche umfasst beinahe den gesamten temperierten Osten der USA und das südöstliche Kanada. Es erstreckt sich vom Atlantik bis an den Rand der Great Plains, von Ontario und Quebec im Norden bis nach Mississippi im Süden, ohne jedoch den Golf von Mexiko zu erreichen. Sie kommt dort vom Meeresspiegel am Atlantik bis in Höhenlagen von 1.600 m vor.
In Europa ist sie mittlerweile in vielen Ländern kultiviert, besonders häufig wird sie in Deutschland, Belgien, Frankreich, Ungarn, Polen und Tschechien angebaut. Die Roteiche nimmt etwa 0,4 % der Waldfläche in Deutschland ein und ist somit die bedeutendste eingeführte Laubbaumart. In Bayern sind rund 0,15 % der Waldfläche (ca. 3.600 ha) mit Roteichen bestockt, rund ein Drittel davon in Mittelfranken. Ein weiterer Anbauschwerpunkt liegt in Schwaben.
Neben zwei bekannten Varietäten existiert noch eine Vielzahl von Unterpopulationen innerhalb der Art, die bisher jedoch kaum untersucht wurden. Die Varietät rubra kommt weiter im Norden vor als die Varietät ambigua, allerdings besitzen beide ein geografisch großes Überlappungsgebiet. Insgesamt gilt var. rubra als die wüchsigere Varietät. In Europa existieren bis heute viele historisch unklare Herkünfte. Aktuelle Untersuchungen zeigen eine sehr heterogene Verteilung des verwendeten Saatguts aus dem Ursprungsgebiet. Vermutlich aber haben die heutigen europäischen Anbauten ihren genetischen Ursprung im nördlichen Teil des natürlichen Verbreitungsgebiets.
Quelle: Thurm et al. (2018)
Verglichen mit heimischen Eichenarten ist die Klimanische der Roteiche in Europa kleiner und ähnlich wie bei der Traubeneiche auf den Kernbereich gemäßigten Klimas beschränkt. In ihrem amerikanischen Ursprungsgebiet ist das Spektrum mit 4 – 16 °C Jahresmitteltemperatur etwas weiter gesteckt. Die Roteiche erträgt dort ausgesprochen winterkaltes Klima. Heute überschneidet sich die europäische Klimanische der Roteiche mit der Klimahülle Bayerns in den wärmeren Regionen, die Gebirgslagen bleiben ausgespart. Wie bei unseren Eichenarten nimmt die Standortseignung der Roteiche im Klimawandel zu. Allerdings könnte sie bei starkem Klimawandel in den Wärme- und Trockengebieten künftig Probleme bekommen.
Die Roteiche toleriert stau- und grundwasserbeeinflusste Standorte. Auch kurzzeitige Überflutungen werden toleriert. Im Vergleich sind für Standorte mit Wasserüberschuss jedoch Stiel- und bei Staunässe auch Traubeneichen besser geeignet.
Die Roteiche hat ähnliche Nährstoffansprüche wie Stiel- und Traubeneiche. Sie wächst sowohl auf basenreichen als auch auf sauren Standorten, aber auf Böden mittlerer Basen ausstattung am besten. Auch arme Sande und Kiese können besiedelt werden. Mit Kalk im Oberboden kommt sie dagegen nicht zurecht (Kalkchlorosen). Die Streu baut sich u. a. wegen der plattigen Lagen der Roteichenblätter nur langsam ab. Die in der Jugend angelegte Pfahlwurzel entwickelt sich im Alter zur Herzwurzel. Verdichtete Böden werden nur schwach durchwurzelt.
Die Prognose für die Roteiche im Klimawandel ist positiv. Sie stellt auch in den trocken-warmen Gebieten Bayerns zukünftig eine risikoarme Option dar. Durch den Klimawandel könnte es eine Arealerweiterung in höhere Lagen wie z. B. in den ostbayerischen Grenzgebirgen geben.
Quelle: BaSIS, Bayerisches Waldinformationssystem (BayWIS)
Die Roteiche ist in ihren Wuchsleistungen Stiel- und Traubeneiche überlegen. Auf besten Standorten können ihre Zuwächse und Endhöhen im Alter die ihrer heimischen Schwesternarten merklich übertreffen, auf armen Standorten scheint die Wuchsüberlegenheit auch gegenüber der Buche am größten zu sein. Zudem ist sie in der Jugend deutlich raschwüchsiger. Als ergänzende Baumart kann sie gewinnbringend in Buchen- und Eichen-Mischwälder integriert werden.
Das Holz der Roteiche ist dem unserer heimischen Eichenarten sehr ähnlich, allerdings ist es schwieriger zu trocknen und weniger dauerhaft.
Wie der Name bereits andeutet, besitzt das Kernholz einen rötlich-braunen Farbton, der Übergang zum helleren, grau-bräunlichen bis blass rosa-farbenen Splintholz ist nicht sehr deutlich ausgeprägt. Das Holz ist ringporig und mit einer mittleren Rohdichte von etwa 700 kg /m³ relativ hart und schwer. Im Gegensatz zu Stiel- und Traubeneiche ist es nicht witterungsfest und widersteht holzzerstörenden Pilzen und Insekten kaum.
Das Holz lässt sich gut spalten, schnitzen, verkleben, tränken und imprägnieren, ist elastisch und trotzdem fest. Allerdings neigt es beim Trocknen zur Rissbildung und ist schwierig zu hobeln.
Das Holz der Roteiche wird zur Herstellung von Schäl- und Messerfurnieren, Möbeln, Parkett, Sperrholz und Wandvertäfelungen genutzt. Im Innenausbau lässt es sich als Konstruktionsholz und für Tischlerarbeiten verwenden. Nach der Imprägnierung lässt es sich auch im Außenbereich einsetzen.
Im Vergleich zu Stiel- und Traubeneiche haben bisher nur wenige spezialisierte Insektenarten die Roteiche als Lebensraum angenommen, allerdings wird sie an einigen Standorten bereits von mehr Käfer- und Wanzenarten als die Rotbuche besiedelt. Ferner wurden über 120 holzzer setzende Pilzarten so wie viele Moose und Totholzins ekten nachgewiesen, darunter auch schützenswerte Arten wie das Grüne Besenmoos oder der Hirschkäfer. Die Samen der Roteiche sind eine wertvolle Nahrungsgrundlage und werden von Vögeln wie Rabenkrähen, Tauben sowie Kleinsäugern wie Eichhörnchen und Mäusen gefressen und verbreitet. Der Eichelhäher hingegen verbreitet die Samen nicht. Die Roteiche wird in Deutschland als nicht invasiv eingestuft. Nur an wenigen lichten, ärmeren und trockenen Sonderstandorten mit geringem Wildverbiss konnten Anzeichen für ein erfolgreiches Ausbreiten beobachtet werden. Eine Hybridisierung mit den heimischen Eichen-Arten ist nicht möglich.
Bild: Grünes Besenmoos
Die Roteiche ist aus Sicht des Waldschutzes außerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebiets bisher unauffällig. Pilzerkrankungen treten vor allem an geschwächten Bäumen auf. Die Amerikanische Eichenwelke kann in kurzer Zeit Bäume zum Absterben bringen, ist aber in Deutschland noch nicht nachgewiesen. Gegen Echten Mehltau ist die Roteiche resistent. Bei Wurzelfäule durch den Spindeligen Rübling ist sie anfälliger als Stiel- und Traubeneiche. Eine Infektion mit dem Runzeligen Schichtpilz führt zur Schleimflusserkrankung, bei der Stammfäule auftritt und letztlich zum Absterben des Baumes führt. Pezicula cinnamomea (Zimtscheibe) entwertet ganze Stammabschnitte, Stockfäule durch Hallimasch und Infektionen mit Phytophthora cambivora kommen meist auf feuchten Standorten vor.
Insekten spielen hierzulande nur eine untergeordnete Rolle und beschränken sich meist auf Kulturen. Bei Massenvermehrungen verursachen Maikäfer, Schwammspinner, Eichenwickler, Eichenprozessionsspinner und Goldafter erhebliche Schäden. Frostspanner meiden die Roteiche. Sie wird oft vom Wild verbissen und verfegt.
Bild: Waldmaikäfer
Verjüngungsfreudig. Raschwüchsige Baumart mit sehr guter Wuchsleistung, waldbaulich ähnlich wie heimisches Edellaubholz zu behandeln. Starklichtwendig. Eicheln ohne keimhemmenden Pilzbefall.
Naturverjüngung, Pflanzung oder Saat. Zunächst schattentolerant, dann hohen Lichtgenuss von oben sicher stellen. Beteiligung von Schattlaubholz sinnvoll. Dichtschluss erhalten.
Frühzeitige Sicherung von 100 – 150 Optionen einschließlich Mischbaumarten (Abstand 8 – 10 m). Gegen Ende bemessene Förderung von 100 – 150 Optionen. Erhalt der Kronenspannung zur Astreinigung. Eingriff nur, wenn Optionen gefährdet.
Bei Erreichen einer grünastfreien Schaftlänge von 6 – 8 m oder BHD 14 cm Umlichtung von 50 – 100 Z-Bäumen (Abstand 10 – 15 m) durch Entnahme der Bedränger. Eingriff alle 5 Jahre, Erhalt des Nebenbestands. Gegebenenfalls Wertastung.